Hallo zusammen,
in meiner Firma gibt es je nach Standort unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklungen. In Europa sieht es gut bis okay aus, aber in den USA werden Stellen abgebaut.
Angeblich gibt es an allen Standorten einen Einstellungsstopp. Nur ein Standort hat einen BR. Der BR wird erfragen, ob der Einstellungsstopp sich auf alle Stellenbesetzungen incl. Nachbesetzungen des Standorts bezieht. Bisher sieht es danach aus, dass selbst Werkstudenten nicht ersetzt werden, obwohl die wenig kosten.
Das birgt mehrere Probleme: Die MA werden stärker belastet, wenn Kollegen das Unternehmen verlassen und nicht ersetzt werden. Es könnte zu mehr Arbeitsverdichtung und zu mehr geleisteten Stunden kommen, eventuell wird Urlaub nicht genommen oder MA erkranken auf Grund der Belastung. Es könnte eine Negativspirale in Gang kommmen, bei der immer mehr MA kündigen, weil sich die Arbeistbedingungen verschlechtern.
Bisher ist es so, dass die MA meist ohne Anordnung der Vorgesetzten länger arbeiten, wenn sie sehen, dass sie das Arbeitspensum sonst nicht schaffen.
D.h. die MA fangen Engpässe eigenständig auf. In der BV Arbeitszeit steht, dass ab einem bestimmten Stand an Plusstunden (40) keine neuen dazukommen dürfen und ein Plan zum Abbau des Stundenkontos auf 0 bis 20 Stunden vom Vorgesetzten mit dem MA erstellt werden muss. Abbau heißt Abgleiten der Plusstunden und ggf. andere Maßnahmen, um das zu ermöglichen (Umverteilungen von Arbeit, Verbesserung von Prozessen, Einstellung von neuen MA etc.). Die BV zum Thema Arbeitszeit wird in diesem Punkt momentan nicht eingehalten. Der AG würde die Umsetzung der BV gerne pausieren, worauf der BR sich nicht einlassen will. Die Gefahr ist, dass der AG dann stattdessen die BV kündigt und durch eine BV mit schlechteren Konditionen ersetzen will.
Ich bitte um Eure Einschätzungen der Ideen des BR und möchte auch um Vorschläge bitten.
Der BR will die Situation überwachen, also ob in der jetzigen Situation die Zahl der Plusstunden und der Krankheitstage steigen, und rechtzeitig Gegenmaßnahmen treffen, damit die MA entlastet werden.
Die Personalabteilung stellt eine Übersicht der Stundenkonten der Belegschaft zur Verfügung (d.h. der Stundenstand jedes MA wird einzeln aufgelistet), mindestens einmal pro Quartal. Bisher hat der BR diese Austellung selbst gemacht, indem ihm die Personalabteilung kurzfristg Zugang zum Zeiterfassungssystem gegeben hat.
Steht dem BR auch ein Auskunfstrecht zur Krankenstatistik zu, also z.B. wie viele Krankheitstage es pro Quartal insgesamt und pro Abteilung gab? (Bisher wird die Zahl der Krankheitstage pro Jahr als Summe für den Standort mitgeteilt).
Der BR sollte m.M. dringend darauf bestehen, dass die BV Arbeitszeit eingehalten wird. Maßnahmenpläne müssen laut BV an den BR weitergeleitet werden. Das erfolgt nicht, höchstwahrscheinlich weil keine Pläne erstellt worden sind.
Die BV bietet bei der Ausgestaltung der Maßnahmenpläne genug Möglichkeiten.
So ist zwar laut BV ein Abgleiten der Stunden einer Auszahlung vorzuziehen, aber eine Auszahlung wäre laut BV auf Antrag möglich. In der jetzigen wirtschaftlichen Situation würden sich wahrscheinlich MA dazu bereit finden.
Der AG begründet den Einstellungsstopp mit wirtschaftlichen Gründen, dabei geht es dem Standort mit BR gut.
Es gibt aber Fälle an denen sich aufzeigen lässt, dass die Nichtersetzung von MA nicht nur die MA sondern auch den Umsatz des Standorts belastet oder zu Unzufriedenheit bei den Kunden führt, weil nicht innerhalb der vertraglich vereinbarten Fristen geliefert werden kann. Z.B. kann das Nichtersetzen eines einzigen Werkstudenten dazu führen, dass dem Unternehmen Umsatz in mittlerer fünfstelliger Höhe entgeht. Das sollte nicht das Hauptargument des BR sein, aber damit könnte man den AG vielleicht eher überzeugen.
Ergänzung:
Es gibt bei nur ca. 1-2% MA mit einem der Persoanlabteilung gemeldeten Schwerbehindertenstatus, aber in der Belegschaft sind mir zusätzliche MA bekannt, die unter chronischen Krankheiten leiden, deren Symptomatik sich unter Stress und/oder erhöhtem Arbeitspensum verschlechtert. Diese Gruppe wird bisher zu wenig beachtet udn ist durch die jetzige Situation besonders gefährdet. Es wirkt so als ob der AG wegen des relativ geringen Durchschnittsalters der Belegschaft davon ausgeht, diese sei kerngesund. Eine SBV oder auf die Thema Schwerbehinderte MA oder betriebliches Gesundheitsmanagement geschulte BR-Mitglieder gibt es nicht. Der BR nimmt an Arbeitsicherheitssitzungen Teil, engagiert sich für ergonomische Arbeitsplatzgestaltung und holt sich zu verschiedenen Themen Rat vom Betriebsarzt. Ich habe betroffene MA ermuntert einen Antrag auf einen Schwerbehindertenausweis zu stellen und unabhängig davon ihre Situation mit ihrem Vogesetztenzu besprechen und individuelle Absprachen zu treffen z.B. an besonders belastenden Tagen kürzer zu arbeiten oder sich krank zu melden.