Wie umgang mit zu wenig Kandidaten für die Wahl?

  • Hallo zusammen.


    Bei uns im Betrieb läuft kommenden Freitag die Frist ab um gültige Wahlvorschläge beim Wahlvorstand einzureichen.

    Bisher haben sich lediglich 3 finden können die bereit sind zu kandidieren.

    Eigentlich müssten es bei unserer Betriebsgröße ein 7er Gremium werden. Daher hätte ich mir gewünscht das sich zumindest 10 Leute finden lassen damit auch wenigstens ein paar Ersatzmitglieder vorhanden sind.


    Leider trauen sich die Mitarbeiter nicht zu kandidieren weil sie zum einen mir offen kommuniziert haben das sie Angst um Ihr Berufliches fortkommen im Betrieb fürchten oder aber sie dann zu wenig Zeit haben ihre Hauptjob auszuüben weil sie ja doch auch Zeit in die zukünftige BR Arbeit stecken müssten.


    Wie könnte man nun am besten noch weitere Kandidaten Motivieren zu kandidieren ?

    Wenn zum Schluss lediglich ein 3er Gremium oder wenn der Worst Case eintreten würde und jemand nimmt die Wahl plötzlich doch nicht an und es wird dann ein 1er BR dann müsste der oder die wenigen ja die BR Arbeit von 7 Gremiumsmitgliedern erledigen.


    Ein 1er Gremium wäre sogar denkbar und zulässig siehe LAG Düsseldorf, Beschluss vom 04.07.2014 - 6 TaBV 24/14


    Habt ihr ein paar Ideen wie wir noch ein paar Kandidaten gewinnen können ?


    Gruß


    Hafenkasper

  • Leider trauen sich die Mitarbeiter nicht zu kandidieren weil (...) sie dann zu wenig Zeit haben ihre Hauptjob auszuüben weil sie ja doch auch Zeit in die zukünftige BR Arbeit stecken müssten.

    Die Angst kannst du ihnen nehmen. BR-Arbeit wird nicht zusätzlich, sondern während der Erwerbsarbeit ausgeführt. Der AG ist in der Pflicht, die Arbeit so zu organisieren, dass sie ihre BR-Arbeit in erforderlichem Umfang machen können. Aber ansonsten würde ich niemandem nachlaufen und zu bequatschen versuchen, und ein Nein auch akzeptieren. Wenn du einen Hund zum jagen tragen musst, wird er wahrscheinlich auch nichts reißen.


    Ein kleineres Gremium bietet auch Chancen, es kann sich besser organisieren und es entstehen weniger Reibungspunkte. Lieber habe ich ein engagiertes 1-er oder 3-er Gremium, als noch einen Haufen dauerverhinderter Laumeier im Schlepptau. Auch wenn ich für diese Ansicht vermutlich Prügel beziehen werde, halte ich den "worst case" unter Umständen sogar für den "best case".


    Den § 11 BetrVG würde ich auch nicht an die große Glocke hängen. Sonst riskierst du, dass eine AG-freundliche Liste antritt, die sich wie ein Schneeball in der Mikrowelle auflöst, wenn sie merken, dass das BR-Amt auch mit Pflichten verbunden ist (ich weiß, wovon ich rede). Lass sie lieber glauben, ein unterbesetzter BR wäre nicht zulässig und ziehe dann den § 11 BetrVG als Kaninchen aus dem Hut. ;)

    Für einen Betriebsrat gilt: Lobt dich der Gegner, ist das bedenklich. Schimpft er, dann bist du in der Regel auf dem richtigen Weg. (August Bebel)

  • Die Angst kannst du ihnen nehmen. BR-Arbeit wird nicht zusätzlich, sondern während der Erwerbsarbeit ausgeführt. Der AG ist in der Pflicht, die Arbeit so zu organisieren, dass sie ihre BR-Arbeit in erforderlichem Umfang machen können.

    Das ist völlig richtig und doch in der Praxis oft/gelegentlich/manchmal nicht so einfach umzusetzen. Da wo viele grob denselben Job machen, können auch andere übernehmen und man kann auch 20% Kapazitätsverlust umverteilen / neubesetzen.

    In unserem Betrieb als Beispiel sind aber sehr viele "Einzelkämpfer" mit Vertrauensarbeitszeit. Im Großen und Ganzen machen die ohne inhaltliche Vertretung (das sind eher Notfallvertretungen) ihren Job ganz alleine. Und die Aufgaben reichen üblicherweise für zwei Menschen, das Geld / die Fachkräfte aber nur für den einen. Es läuft also darauf hinaus, dass die Arbeit langsamer erledigt wird (und da dreht uns auch keiner einen Strick draus), aber effektiv wird der Berg an Arbeit durch die BR-Tätgkeit auch nicht kleiner. Und jemanden einstellen, der fünf mal 20% Ausfall ausgleicht klappt wegen der verschiedenen Themen halt auch nicht.


    Auf der anderen Seite läuft es - und das muss den Kolleg:innen klar sein - genauso mit einem kleineren BR. Bei 100-200 MA braucht es schon drei Menschen für das tägliche Allerlei. Für kreative Entwicklung und Verhandlungen zur Verbesserung des Arbeitsalltages braucht es mehr "Personal" oder es dauert halt deutlich länger.


    Ob nun jemand, den man überreden musste, wirklich gut oder schlecht für den BR ist, zeigt sich immer erst hinterher. Es kommt ein wenig auf die Gründe des Zweifelns an. Und nicht jeder, der sich freiwillig meldet, ist aus den richtigen Gründen willig.

  • Ein kleineres Gremium bietet auch Chancen, es kann sich besser organisieren und es entstehen weniger Reibungspunkte. Lieber habe ich ein engagiertes 1-er oder 3-er Gremium, als noch einen Haufen dauerverhinderter Laumeier im Schlepptau. Auch wenn ich für diese Ansicht vermutlich Prügel beziehen werde, halte ich den "worst case" unter Umständen sogar für den "best case".

    ich denke, da wirst Du keine Prügel beziehen, weil wahrscheinlich 100% aller die schon mal ein größeres Germium erlebt haben, genau diese Erfahrungen gemacht haben.


    aus unserem 9er-BRM kann man auch 2-Kaffeetrinker entfernen, die machen genau nix und ziehen eigentlich nur Meetings in die Länge. Abstimmungsverhalten ist auch klar: "wenn die Mehrheit dafür ist, sind wir auch dafür"


    Wenn zum Schluss lediglich ein 3er Gremium oder wenn der Worst Case eintreten würde und jemand nimmt die Wahl plötzlich doch nicht an und es wird dann ein 1er BR dann müsste der oder die wenigen ja die BR Arbeit von 7 Gremiumsmitgliedern erledigen.

    3er wäre schon besser, da stimme ich Dir zu (wenn Du keinen mehr findest)


    man kann auch mit einem 3er-BRM starten und wenn ihr dann nach Zeit x merkt: "oh da tut sich was in der Belegschaft, die merken das man was erreichen kann" dann einfach mal umhören, ob nicht doch noch mehr Kollegen "Lust auf BR" bekommen haben.


    reicht ja wenn einer dann zurücktritt um Neuwahlen außerhalb des Turnus auszulösen ;)


    ist sicher nicht die "feine Art", aber wenn man so das Gremium stärker besetzt bekommt, evt sogar Vollzählig plus EBRM- ich würde es zumindestens mal "andenken"

    Die Scheu vor der Verantwortung ist eine Krankheit unserer Zeit, denn Macht ohne Verantwortung ist wie ein Feuer außer Kontrolle.


  • reicht ja wenn einer dann zurücktritt um Neuwahlen außerhalb des Turnus auszulösen

    Ein "guter" Zeitpunkt wäre z. B. etwas weniger als ein Jahr vor der regulären Wahl. Dann gäbe es jetzt zwei Jahre "Probelauf" und danach ohne Mehraufwand für den Arbeitgeber Neuwahlen. Das kann man meines Erachtens auch anständig und offen kommunizieren. Einziger Nachteil für manche: Die Amtszeit wäre dann knapp fünf Jahre.

  • aus unserem 9er-BRM kann man auch 2-Kaffeetrinker entfernen, die machen genau nix und ziehen eigentlich nur Meetings in die Länge. Abstimmungsverhalten ist auch klar: "wenn die Mehrheit dafür ist, sind wir auch dafür"

    Schätze dich glücklich. Ich kenne auch welche, die sich weniger für das BetrVG als für Literatur interessieren und nach Schiller handeln: "Mehrheit, das ist die Dummheit. Verstand ist stets bei wenigen nur gegeben." bzw. neuzeitlicher Anpassung: "Nein, ich bin kein Geisterfahrer. Ich beweise eigenständiges Denken durch selbstbestimmte Wahl der Straßenseite". ;)

    Für einen Betriebsrat gilt: Lobt dich der Gegner, ist das bedenklich. Schimpft er, dann bist du in der Regel auf dem richtigen Weg. (August Bebel)

  • aus unserem 9er-BRM kann man auch 2-Kaffeetrinker entfernen, die machen genau nix und ziehen eigentlich nur Meetings in die Länge. Abstimmungsverhalten ist auch klar: "wenn die Mehrheit dafür ist, sind wir auch dafür"

    bei unserem 9er Gremium sind auch 2 dabei die nur wegen ihren eigenen Interessen und dem Kündigungsschutz im BR sind. Wie man sieht scheint das fast überall so zu sein. * schulterzuck*

    wenn man düngen will reicht es nicht durch den Zaun zu furzen.