Kollegen von Gewerkschaft überzeugen

  • Moin zusammen,

    wir sind bei uns im Unternehmen rund 160 Beschäftigte und haben keinen Tarifvertrag. Die GF möchte daran auch nichts ändern.

    Unser Plan ist es jetzt einen Haustarifvertrag zu vereinbaren. Was uns dazu leider noch fehlt ist eine ausreichende Quote an Gewerkschaftsmitgliedern im Unternehmen. Die Momentane Quote liegt bei 18%.


    Wir planen nun mithilfe einer Mitarbeiterbefragung ein Stimmungsbild bezüglich der Zufriedenheit über die Entlohnung zu erlangen. Gleichzeitig soll von den Kollegen die Meinung über die Gewerkschaft und Bereitschaft in die Gewerkschaft einzutreten in Erfahrung gebracht werden.


    Auf der Betriebsversammlung sollen die Ergebnisse dann vorgestellt werden, die Gewerkschaft hat dort ebenfalls die Möglichkeit die Kollegen zum Eintritt zu überzeugen.


    Mögliche Fragen:

    Wie zufrieden bist du mit deiner Arbeit?

    Hältst du deinen aktuellen Lohn/Gehalt für Fair?

    Bekommst du Tariflohn?

    Bekommst du Weihnachts-/Urlaubsgeld?

    Bist du in der Gewerkschaft?

    Falls nein warum nicht?

    Soll das Unternehmen wieder der Innung beitreten?

    Wie zufrieden bist du mit der Überstundenregelung lt. Betriebsvereinbarung?

    Hältst du die Arbeitszeitabrechnung im 15min Takt für fair?

    Bist du für minutengenaues abrechnen?


    Hat jemand von euch Erfahrungen oder Tipps wie man die Kollegen davon überzeugt in die Gewerkschaft einzutreten bzw. hat mit einen anderen Lösungsansatz gute Erfahrungen gemacht?


    Danke für eure Mühe :)

  • Moin,


    gegen Beitritt sprechen u.a. zwei Dinge:

    - manche finden den Beitrag zu teuer

    - auch Nicht-Mitglieder profitieren in aller Regel "sowieso" von den erkämpften Tariferhöhungen - welche auch bei vielen nicht Tarif-gebundene Unternehmen zumindest eine Richtliniue für Vergütungen darstellen.


    Zu deinen Fragen:

    "Bekommst du Tariflohn?" - kennen die Kollegen denn die Tariflöhne und entsprechen eure Eingruppierungen denen des Tarifs?

    "[in der Gewerkschaft?] Falls nein warum nicht?" - kommt eventuell nicht so gut an, wenn sich die Leute rechtfertigen müssen, warum sie nicht in einer Gewerkschaft sind.

    "Soll das Unternehmen wieder der Innung beitreten?" - das könnt ihr sowieso nicht beeinflussen, ist m.E. eine rein unternehmerische Entscheidung. Die Frage ist, ob solche Fragen nicht von eurer als Hebel genutzt werden, um auch berechtigte und ihr unangenohme Fragen "im Paket" abzutun.

    "Hältst du die Arbeitszeitabrechnung im 15min Takt für fair?" - kommt drauf an, wie die Details ausgeführt sind. Wird bis 7 Minuten abgerundet und ab 8 Minuten aufgerundet, wird es vermutlich sogar als fair empfunden. Wird hingegen nur jede volle Viertelstunde gezahlt, ist es nicht fair und iht habt als BR sicher genug Rückhalt, auf minutengenaue Lohnabrechung zu bestehen


    Ihr fragt zu sehr verschiedenen Themenkomplexen. Ist ok, aber man sollte sich dessen dann auch bewusst sein.


    Zitat

    Hat jemand von euch Erfahrungen oder Tipps wie man die Kollegen davon überzeugt in die Gewerkschaft einzutreten

    Keinesfalls nur Geld ansprechen! Arbeitsbedingungen sind auch ein Riesenthema, was wiederum Berufe und (tarifgebundene) Firmen interessanter machen kann, was seinerseits dabei hilft, neues Personal zu finden ..... ist aber auch Branchen-abhängig.

    MfG :)

    Man wird alt wie ein Haus und lernt doch nie aus.

  • Einfaches Argument gegen den Preis: Schafft die Gewerkschaft ein einziges Mal eine Lohnerhöhung, die 1% höher ist als das, was sonst vereinbart würde, ist die Mitgliedschaft rechnerisch lebenslang kostenlos.

  • Zitat:

    Wir planen nunmithilfe einer Mitarbeiterbefragung ein Stimmungsbild bezüglich derZufriedenheit über die Entlohnung zu erlangen. Gleichzeitig soll vonden Kollegen die Meinung über die Gewerkschaft und Bereitschaft indie Gewerkschaft einzutreten in Erfahrung gebracht werden.


    --> denkt daran: Mitgliederwerbung für die GW ist keine BR-Aufgabe, daher ist das außerhalb der Arbeitszeit (nicht dass ihr dem AG eine Grund gebt gegen euch als BR vorzugehen)



    Die Scheu vor der Verantwortung ist eine Krankheit unserer Zeit, denn Macht ohne Verantwortung ist wie ein Feuer außer Kontrolle.


  • Einfaches Argument gegen den Preis

    Ein Kollege verwendet ergänzend auch gern das Argument Bildungsurlaub (hängt natürlich auch vom Bundesland ab, in Hessen gibt es ihn jedenfalls): Je nach Art des BU zahlt die Gwerkschaft in der Woche manchmal mehr dazu, als man übers Jahr einzahlt ....

    Aber wer den Mitgliedsbeitrag als ganz primäres oder leider oft gar einziges Pro-/Kontra-Argument sieht, versteht möglicherweise nicht so ganz den Zweck einer Gewerkschaft. Nur-Beitragszahler sind zweifellos auch wichtig, aber ohne aktive Mitglieder kann auch eine mitgliederstarke Gewerkschaft einpacken.


    denkt daran: Mitgliederwerbung für die GW ist keine BR-Aufgabe

    Sehr berechtigter Hinweis! Also diese Tätigkeit in den Pausen machen oder auch zwischendurch mal ausstechen dafür.

    Man wird alt wie ein Haus und lernt doch nie aus.

  • Bezüglich 15 Minuten Takt. Hatten wir auch und war immer ein großer Streitpunkt. Da das Zeiterfassungssystem nicht mitbestimmt wurde haben wir von unserem Initiativrecht Gebrauch gemacht.


    Jetzt haben wir 5 Minuten und das ist o.k..

  • jetzt einen Haustarifvertrag zu vereinbaren

    Was hindert Euch, einen Haustarifvertrag mit dem AG zu verhandeln? Dazu braucht es nicht zwingend eine Gewerkschaft...

    "Das Gras wächst nicht schneller wenn man dran zieht."

    "Immer Sonne ist Wüste"

    BRV,9er Gremium,kein Tarif

  • Was hindert Euch, einen Haustarifvertrag mit dem AG zu verhandeln? Dazu braucht es nicht zwingend eine Gewerkschaft...

    Neugierige Frage: mit wem soll denn der Haustarifvertrag verhandelt werden, wenn nicht mit einer (bzw. der zuständigen) Gewerkschaft? Denn was normalerweise per Tarifvertrag geregelt wird, kann ohne explizite Öffnungsklausel im entsprechenden TV doch garnicht von einem Betriebsrat verhandelt werden ... oder hab ich dich da völlig falsch verstanden?

    Man wird alt wie ein Haus und lernt doch nie aus.

  • Neugierige Frage: mit wem soll denn der Haustarifvertrag verhandelt werden, wenn nicht mit einer (bzw. der zuständigen) Gewerkschaft? Denn was normalerweise per Tarifvertrag geregelt wird, kann ohne explizite Öffnungsklausel im entsprechenden TV doch garnicht von einem Betriebsrat verhandelt werden ... oder hab ich dich da völlig falsch verstanden?

    Wonach werden die MA denn jetzt bezahlt?

    wir sind bei uns im Unternehmen rund 160 Beschäftigte und haben keinen Tarifvertrag. Die GF möchte daran auch nichts ändern.

    "Das Gras wächst nicht schneller wenn man dran zieht."

    "Immer Sonne ist Wüste"

    BRV,9er Gremium,kein Tarif

  • Meiner Erfahrung nach spricht man bei diesem Thema gegen kilometer-dicke Wände. Vielleicht kann man junge Kollegen noch überzeugen, solange sie noch keine 25 sind. Aber bei den Alten kann man sich die Mühe sparen. Wenn die Medien dann noch Arbeitgeberfreundlich berichten und gegen Gewerkschaften hetzen, wie gerade bei uns (EVG), wird man kaum eine Chance auf Mitgliederwerbung haben (nach dem Motto "Man sieht doch an Gewerkschaft XY, dass eh nichts vernünftiges rauskommt").

  • Wenn die Medien dann noch Arbeitgeberfreundlich berichten und gegen Gewerkschaften hetzen, wie gerade bei uns (EVG), wird man kaum eine Chance auf Mitgliederwerbung haben

    Es auch andere Kommentare, wie diesen, der mir aus der Seele spricht :thumbup:


    Und ein Clip, der immer gut ankommt:

    Was haben die Gewerkschaften je für uns getan?
    Der Boss fragt: "Was haben die Gewerkschaften jemals für uns getan?"
    youtu.be

    Für einen Betriebsrat gilt: Lobt dich der Gegner, ist das bedenklich. Schimpft er, dann bist du in der Regel auf dem richtigen Weg. (August Bebel)

  • Hmm irgendwie kommt mir das bekannt vor. Wo war das noch gleich. Warum nur haben die Gewerkschaften keinen Aquädukt gebaut?


    Hab den Film aus dem rtjum das Pfofilbild hat bestimmt schon 8 mal angeschaut...

  • Und ein Clip, der immer gut ankommt:

    das Problem bei dem clip ist mittlerweile, dass die Jüngeren den Film dazu nicht mehr kennen und dann ist das auch nicht mehr so interessant.


    Mittlerweile ist


    bestimmt schon 8 mal angeschaut...

    (ich finde 8 mal noch wenig) eher die Ausnahme.

    Nicht die Dinge sind positiv oder negativ, sondern unsere Einstellung macht sie so. (Epiktet, gr. Philosoph)

  • OT:

    Wie heißt denn der Film dazu?

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    Nicht die Dinge sind positiv oder negativ, sondern unsere Einstellung macht sie so. (Epiktet, gr. Philosoph)

  • Muss man den kennen?

    Ja.


    Aus diesem Film ist längst nicht nur diese eine Szene (Was haben sie je für uns getan außer ... und ... und ... und ... und ... und ... und ... und ....... aber sonst nichts!) quasi ins Kulturgut eingeflossen und wird immer wieder mal anderweitig zitiert oder abgeleitet ("Pöse Purschen!" oder "Ist Weibsvolk anwesend?" u.v.a.m.), den sollte man wirklich kennen :D :D 8) :thumbup:

    Man wird alt wie ein Haus und lernt doch nie aus.