Ich kann mir bzw möchte mir nicht vorstellen, dass dieses Urteil in einer höheren Instanz Bestand haben wird.
Ich weiß nicht, ob ich es möchte. Aber können tu ich das. Sogar ohne Probleme...
WARNUNG: könnte ein wenig lang werden... (ich versuche mich auf das Wesentliche zu reduzieren, muss aber, rein wegen des Verständnisses, ein wenig ausholen)
Vielmehr habe sie ein berechtigtes Interesse an der Datenerhebung und Datenverarbeitung. So würden aktuelle und minutengenaue individuelle Leistungswerte bei der Steuerung der Logistikprozesse kurzfristig dazu benötigt, um auf Schwankungen in einzelnen Prozesspfaden durch Verschiebungen reagieren zu können.
Um das nachvollziehen zu können, sollten wir uns vielleicht einfach mal kurz ähnliche System vorstellen.
Vielleicht habt ihr schon mal (in irgendeiner Reportage oder vielleicht sogar in Echt) einen Blick hinter die Kulissen eines Großflughafens werfen können. Dort sitzt freundliches Bodenpersonal der Airlines und checkt das Gepäck ein. (Heutzutage auch immer mehr durch sogenannte Drop-Off-Schalter ersetzt.) Das Gepäck bekommt einen Tag (Bar-Code) und läuft über ein Laufband irgendwo hin. Natürlich nicht "irgendwo". Im Idealfall natürlich zu dem Flieger, in dem der Passagier sitzen wird, der das Gepäck aufgegeben hat. Während früher Legionen von Menschen damit beschäftigt waren, die Koffer zu manövrieren, passiert das heute "automatisch". Was nichts anderes bedeutet: eine Maschine liest den Tag, erfährt (bzw. erfragt beim Zentralcomputer) wohin dieses Gepäckstück muss und die Weichen der Bänder werden entsprechend gestellt, bis an irgendeiner Stelle tatsächlich wieder Menschen eingreifen, die das Gepäck auf die Wagen verladen, mit denen das Gepäck dann zum richtigen Flieger transportiert wird. Es sind Kilometer von Bändern und zig Weichen. Und wie das dann so ist, da platzt plötzlich ein zu voller Koffer auf, die Gepäckstücke blockieren eine Weiche oder bringen gleich ein ganzes Band zum Stillstand. Der Computer dahinter kann jetzt sofort die Gepäckstücke dahinter umleiten, so dass sie über andere Wege rechtzeitig zum Sammelpunkt kommen und nicht ein Störfall das komplette System zum erlahmen bringt. Das alles funktioniert aber nur, weil der Computer von jedem einzelnen Stück genau weiß, wo es gerade ist, wo es hinsoll und wie lange es noch braucht, bis es da ist. (Würden zu viele Gepäckstücke auf einmal auf ein Band abgeworfen, wäre der nächste Störfall vorprogrammiert.)
Ich denke, wir können alle nachvollziehen, a) warum das gut ist, dass das funktioniert und b) dass das nur per Computer funktioniert.
In so einem Logistikzentrum (gerade in solchen Versandhäusern) gibt es aber keine (oder kaum) Bänder, weil die Waren zu unterschiedlich sind, sondern Menschen werden eingesetzt um die Waren zusammenzusuchen. Aber auch hier gilt: jederzeit muss und soll das System wissen, was sich gerade wo befindet. Und kommt es zu einem Störfall (Eine Palette kippt aus dem Regal und blockiert den Weg (nur mal so als Beispiel)), muss der Computer wissen, dass a) der Weg momentan nicht benutzbar ist und b) alle Dinge an der Stelle gerade nicht verfügbar sind.
(Ganz ähnlich funktioniert übrigens Google-Maps. Die wissen auch nur so genau, wie lange es wohin dauert, weil wir alle mit unseren Handys jederzeit melden, wie schnell oder nicht, wir gerade auf dieser oder jener Straße vorankommen und weshalb es u.U. schneller ist, einen längeren Umweg in Kauf zu nehmen.)
Nichts anderes verbirgt sich hinter der Datenerfassung und -verarbeitung um auf Schwankungen in Prozesspfaden reagieren zu können.
Und klar ist auch: es macht keinen Sinn, diese Daten nur gelegentlich zu erfassen und zu verarbeiten. Das funktioniert nur genau dann, wenn das mit allen Daten und in "Echtzeit" passiert.
Und ein Teil dieser Daten ist (logischer- und für den o.g. Prozess notwendigerweise) auch, wer gerade welches Teil in seinem Besitz hat und wo er sich damit befindet.
Auch könne die Klägerin individualisierte Qualifizierungsbedarfe der Beschäftigten schnell detektieren und auf diese reagieren.
Ob das notwendig ist, kann diskutiert werden, aber ganz sicher ist das ein "Abfallprodukt" der o.g. Datenerfassung. Wenn mir ein und der gleiche AN jedes Mal (oder auch nur vermehrt), wenn er rotes Garn bringen soll, mit grünem ankommt, sollte ich mir Gedanken machen, ob er nicht vielleicht ein Problem mit Farbsehen hat. Oder er öfter mit der falschen Packungsgröße ankommt, weil er einfach nicht drauf achtet. Oder, oder, oder... viele dieser Störfälle könnten u.U. auch durch die Technik abgestellt werden (dann sollte die Technik überarbeitet werden) aber einiges lässt sich eben nicht durch die Technik korrigieren. Trotzdem muss ich sehen a) wo Fehler auftauchen und b) vielleicht feststellen wo (oder eben auch beim wem) sie vermehrt auftauchen, um dann darauf reagieren zu können. (Wie heißt es so schön? Gefahr erkannt - Gefahr gebannt. Dazu muss ich aber eben nicht nur den Fehler erkennen, sondern auch die Ursache.)
Auch das ist ein Fall, wo ich grundsätzlich nachvollziehen kann, dass das sinnvoll und notwendig ist.
Schließlich verschafften die erhobenen Daten eine breite und objektive Grundlage für Feedback und Personal- und Beförderungsentscheidungen.
Das hier, denke ich, ist der Punkt, an dem wir alle am meisten zu knabbern haben. Dass die erhobenen Daten eine breite Grundlage bieten, will ich gar nicht bezweifeln. Inwiefern sie aber objektiv ist, da hätte ich so meine Zweifel.
Fakt ist: die Daten sind da. Und warum sie da sind, und der Regelbetrieb ohne sie auch nicht machbar ist*, sollte jetzt klar sein.
Insofern sehe ich hier auch wieder einen typischen Punkt, wo ich als BR das Rumpelstilzchen geben kann (meint Zeter und Mordio schreiend auf einem Bein hüpfen) oder aber mit der Tatsache leben und meine Mitbestimmung leben kann. Um eben z.B. die vermeintlich "objektiven Zahlen" mit realistischen Bedeutungen zu füllen.
Auch hier mal ein kurzer Ausflug in ein anderes Gebiet: viele Hotlines arbeiten mit sogenannten Ticketsystemen. Sprich, der Mensch am Telefon ist nur dafür da, um ein Ticket einzugeben, die eigentliche Hilfe erhalte ich dann später von den Leuten mit Ahnung. Ist das Problem gut beschrieben, kann ich meistens schon auf Anhieb erkennen, wie schnell oder nicht, ich das Ticket lösen kann. Werde ich also nur für die Anzahl der Tickets beurteilt (was leider weit verbreitet ist!), schnappt sich jeder die "einfachen" Tickets aus dem Pool. Die schwierigen (und damit langwierigen) bleiben dann für die anderen. Meistens für die, die wirklich Plan haben und auch mal tiefer "buddeln" auf der Suche nach der Lösung. Natürlich machen sie deshalb weniger Tickets. Aber sind die deswegen die "Minderleister"? Nach objektiven Zahlen (Anzahl Tickets) eindeutig ja. Und genau hier muss der BR ansetzen und dem AG den Zahn ziehen, dass die reine Zahl irgendwas aussagt, sondern dafür sorgen, dass das mit intelligentem Inhalt gefüllt wird.
Sorry, war viel Text, aber ich hoffe, es ist jetzt klar, warum der AG die Zahlen braucht (er kann anders schlicht nicht arbeiten), ich aber nicht mit dem Gericht übereinstimme, dass die Zahlen so objektiv sind. Da er sie aber braucht, wird er sie erheben dürfen (und müssen). Aber was mit ihnen passiert - da sollte der BR jede Menge Hirnschmalz investieren!
*Und natürlich ist das auch ohne IT machbar. Ging ja früher auch. Könnte sich aber heute keiner mehr leisten. Bzw. kein Kunde wäre gewillt die Mehrkosten dafür zu tragen... Insofern ist das, kaufmännisch betrachtet, allenfalls eine theoretische Option. Faktisch geht es (konkurrenzfähig) nicht anders!