Verbandbuch

  • Dann klappt er im Auto wieder zusammen.


    Würde man da nicht schon von grober Fahrlässigkeit ausgehen können?

    Nein, wenn die Person selbstständig zu Deinem Auto gehen und darin Platz nehmen kann, berechtigt Dich das zu der Annahme, dass er auch während der Fahrt einfach da sitzen kann.

    Natürlich kommt es aber entscheidend darauf an, wie Du Dich in dem Moment verhältst, falls der Kollege wieder "zusammenklappt". Wenn Du dann erstmal rechts ran fährst und eine rauchst, wäre das sicher fahrlässig.


    Irgendwie ist es bezeichnend, dass man für ein und den selben Kollegen, den Rettungsdienst rufen will, wenn er wach, ansprechbar und orientiert beim Betriebssani sitzt, aber nicht auf diese Idee kommt, wenn er im Auto kollabiert.

    Ja, wir können auch Menschen aus Autos retten (kommt recht häufig vor) und ja, wenn vor Deinen Augen jemand kollabiert und nicht mehr ansprechbar ist, dann ist das definitiv auch ein Grund den Rettungsdienst zu rufen.

    „Schreibe nicht der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit hinreichend erklärbar ist“

    Hanlons Rasiermesser

  • Würde man da nicht schon von grober Fahrlässigkeit ausgehen können?

    Nein. (Warum hat der Paragraphenreiter gut erklärt.) Es ist ja nicht alleine Deine Entscheidung. Sondern der Kollege fühlte sich unwohl, scheint sich berappelt zu haben, will das aber abklären lassen. Damit scheint es erst einmal kein Notfall mehr zu. Anders sähe es aus, wenn Du den sehr benommenen Kollegen, der kaum zu einer Willensäußerung fähig ist, in Dein Auto zerrst.


    Aber davor sollte uns eigentlich alle der gesunde Menschenverstand bewahren, nicht?

    Wer fragt ist ein Narr - für fünf Minuten. Wer nicht fragt bleibt ein Narr - sein Leben lang!

  • Aber davor sollte uns eigentlich alle der gesunde Menschenverstand bewahren, nicht?

    gehört habe ich davon schon mal, aber was ist das genau?

    Kann mich nicht erinnern damit schon mal was zu tun gehabt zu haben :/

    Die Scheu vor der Verantwortung ist eine Krankheit unserer Zeit, denn Macht ohne Verantwortung ist wie ein Feuer außer Kontrolle.


  • Ok, fassen wir also zusammen:


    Ich traue mir den "Patiententransport" zu, der Patient scheint stabil zu sein, wir steigen ins Auto und fahren los.

    --> ich bin safe.


    Wie bereits erwähnt greifen wir öfter zum Hörer und wählen 112 bei Krampfanfällen unserer Klienten, übliches Vorgehen.

    Selten krampfen die Betroffenen immer noch, wenn der RTW samt Notarzt eintrifft (das möchte ich nicht weiter diskutieren, die kennen uns und fahren lieber das ganze Programm auf...).

    I.d.R. trifft der Rettungsdienst nach ca. fünf bis acht Minuten ein und nimmt den Betroffenen regelmäßig mit. Meist erfolgt nach einer Untersuchung im KH auch gleich die Entlassung, mir sind wenige Fälle bekannt, wo es mal kritischer ausgegangen ist, z.B. Einweisung in die Kopfklinik (Uni in der Nachbarstadt).


    Wir haben nun mal mit einer vulnerablen Menschengruppe zu tun, nicht erst offiziell seit der Pandemie, und sind da eher übersensibel.


    Ich weiß allerdings auch von einem Kollegen, der sich im Dienst ganz böse am Meniskus verletzt hat, dass er vom Arzt in der Notaufnahme sehr gerügt wurde, weil er von einem Kollegen dort hin gefahren wurde und nicht vom Rettungsdienst Krankentransport.

    In diesem Fall hat die BG das auch nicht als Arbeitsunfall anerkannt (ist beim Treppensteigen passiert).

  • Wie bereits erwähnt greifen wir öfter zum Hörer und wählen 112 bei Krampfanfällen unserer Klienten, übliches Vorgehen.

    ...und in keiner Weise zu beanstanden!

    Ein Krampfanfall kann die unterschiedlichsten Ursachen haben und ist grundsätzlich erstmal als Notfall einzustufen.

    (jeder der mal einen Krampfanfall gesehen hat würde mich zurecht mit Steinen bewerfen, wenn ich da die Notwendigkeit des Rettungsdienstes anzweifeln würde.)

    „Schreibe nicht der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit hinreichend erklärbar ist“

    Hanlons Rasiermesser