Zwei Fraktionen - Minderheit im Gremium

  • Moin

    So, die Wahl ist gelaufen und jetzt heißt es "an die Arbeit", doch was machen wenn man umgangen wird?

    Bei uns im Betrieb gibt es zwei Gruppen aus denen sich der Betriebsrat zusammen setzt:

    Eine Gewerkschafts-Fraktion mit 17 und uns als unabhängige, Gewerkschaft lose Fraktion mit 2 gewählten Betriebsratsmitgliedern.

    Nach d’hondtsch bin ich auf Platz 8 und mein Kollege Platz 16. Jetzt schachern sich die "Gewerkschaft gesteuerten BR´s" alle Arbeiten zu, wir werden in KEINEN Ausschuss eingesetzt. Man möchte uns am liebsten weghaben. Was für rechte haben wir? Können wir auf irgendeine Rechtsprechung setzen um in die Ausschüsse zu kommen? Gibt es Tipps von anderen Einzelkämpfern oder kleinen Fraktionen? Das wir 10% der Stimmen bekommen haben, interessiert die große Fraktion überhaupt nicht. Man schachert sich alles zu und gründet Ausschüsse um sich, scheinbar, zu beschäftigen!

    Habt ihr ähnliche Erfahrungen, Anregungen oder Vorschläge?

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  • Können wir auf irgendeine Rechtsprechung setzen um in die Ausschüsse zu kommen?

    soweit ich das richtig verstanden habe, gilt hier für die Ausschüsse auch das Minderheitenverhältnis.

    Nach d´Hondt würden z.B. bei 7 Sitzen im BA alle 7 Sitze an die 17er-Fraktion gehen.

    (Hare-Niemeyer oder Sainte-Laguë/Schepers berechnen 6/1 - aber das nur nebenbei)


    Das wir 10% der Stimmen bekommen haben, interessiert die große Fraktion überhaupt nicht.

    Würde mich als Mehrheitsfraktion in dem Fall auch nicht interessieren, bei 90% Stimmenanteil.

    Was für rechte haben wir?

    Wenn ihr also mit der Mehrheitsfraktion auf "Kriegsfuss" steht, dann habt ihr jetzt 4 Jahre Zeit zu "Opposition" machen ohne was erreichen zu können.

    Aber da wir in einer Demokratie leben und ihr "nur" 10% der Stimmen bekommen habt, ist das auch von der 90%-tigen Mehrheit so gewollt.


    Alles korrekt und gut - solange Du dich mit Demokratie abfinden kannst ;)

    Die Scheu vor der Verantwortung ist eine Krankheit unserer Zeit, denn Macht ohne Verantwortung ist wie ein Feuer außer Kontrolle.


    3 Mal editiert, zuletzt von Randolf ()

  • Ich kann das was Randolf geschrieben hat nur unterstreichen.

    Was hindert euch daran ebenfalls in die Gewerkschaft einzutreten?

    Nicht zuletzt um auch einen Rechtschutz als BRM zu haben.

    Arbeitet mit den anderen zusammen und versucht euch so gut es geht mit einzubringen.

    Dann könnte das Lagerdenken, mit der Zeit, ja auch verschwinden.

    Die Freiheit nutzt sich ab, wenn du sie nicht nutzt, sei wachsam

    Reinhard Mey

  • Das einzige was ihr machen könnt, ist mit guter Arbeit und guten Argumenten zu überzeugen. Und bitte weg von der Ansicht, dass die anderen schlechte Arbeit machen. 90% der Wähler wollten diese Liste. Ich habe in meiner Zeit als BR immer wieder erlebt, dass auch Sachargumente überzeugen. Da war dann mal die Aussage eines "Gegners": was du alles weißt und auch noch mit Argumenten hinterlegen kannst, wir brauchen dich unbedingt weiter im BR.

  • Moin, alle Zusammen

    Ja, das ist ein bisschen schwierig hier:

    Die Fraktion in der ich bin, war vor 4 Jahren auf in einer Gewerkschaft, aber einer nicht so großen (ich möchte die auch nicht beim Namen nennen). Aus Mangel an Unterstützung und nur seltsamen Ratschlägen wie "Verklagen, Anschuldigen und, und, und..." ist da wirklich nichts konstruktives rüber gekommen. Wir haben uns davon getrennt und auch öffentlich losgesagt. Haben die Gründe auch immer wieder Erklärt und Veröffentlicht. Aber es wird immer wieder gesagt: Einmal da drin gewesen, immer drin!

    Ich, Listenführer der kleinen Fraktion, möchte auch keinen Krieg führen und auch nicht alles kaputt reden was die große Seite schafft. Es ist hier für uns wichtiger in eine Richtung zuarbeiten, aber wie soll man etwas machen, wenn man nur blockiert wird. Informationen werden gezielt an uns vorbei geleitet. Ehrlich, wenn ein Betriebsratsgremium am Tag nur 5 Mails bekommt, sind das weniger als mein Hund bekommt. Aber Terminanfragen bekommen einzelne Mitglieder auf ihren persönlichen Account. Das wir nur 10% der Stimmen haben ist zu akzeptieren, aber es haben 600 Kollegen überhaupt nicht gewählt, was wirklich enttäuschend ist.

    Und es ist auch nicht gewünscht, dass wir in den großen Verein einzutreten. Das wird sogar von der Betriebsbetreuerin der Gewerkschaft so gesagt.

  • Ehrlich, wenn ein Betriebsratsgremium am Tag nur 5 Mails bekommt,

    die bekomme ich im Monat nicht =O

    aber es haben 600 Kollegen überhaupt nicht gewählt, was wirklich enttäuschend ist.

    von wie vielen?

    600 von 656 wären verdammt wenig, 600 bei VW hatten dann wahrscheinlich Urlaub ;)

    Und es ist auch nicht gewünscht, dass wir in den großen Verein einzutreten. Das wird sogar von der Betriebsbetreuerin der Gewerkschaft so gesagt.

    Du klingst frustiert :(

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  • Ich bin frustriert!

    Während wir im Wahlausschuss gearbeitet haben, weil andere Freiwillige beim Anblick von Arbeit "aus persönlichen Gründen" zurückgetreten sind, blieb sehr viel an uns hängen. Das hat sich beim Stimmenfang vor der Wahl gerächt. Wir hatten auch keine Werbegeschenke. Wählen durften: 2345 Wahlberechtigte, 1319 für die Gewerkschaft, 184 für uns!

  • Was hindert euch daran ebenfalls in die Gewerkschaft einzutreten?

    Das ist, mit Verlaub, absurd. Koalitionsfreiheit bedeutet eben auch die Freiheit, nicht einzutreten. (Ich z.B. habe mir die Freiheit genommen, nach Jahrzehnten schweren Herzens auszutreten, weil meine Gewerkschaft nur Sch***** baut...) Die Rechte als BRM können und dürfen dadurch nicht berührt sein.


    Torsten B. , bzgl der Ausschusswahlen wurde das Relevante bereits gesagt: Habt Ihr die Stimmen nicht, um über das Höchstzahlverfahren da reingewählt zu werden, dann habt Ihr die nicht.


    Werden denn alle BR-Aufgaben in Ausschüsse delegiert? Oder verbleiben noch welche im Gremium?


    Wenn Aufgaben an Ausschüsse delegiert und dort entschieden werden, müssen dort auch Protokolle geführt werden. Diese müssen alle BRM einsehen können.

    "Wenn Arbeit etwas schönes und erfreuliches wäre, hätten die Reichen sie nicht den Armen überlassen." (Paul Lafargue)

    2 Mal editiert, zuletzt von Fried ()

  • Wir hatten auch keine Werbegeschenke

    gekaufte Stimmen :S


    ich glaube ich muss meine Strategie auch ändern und jedem potentiellen Wähler vor der Wahl noch 1-2 Teebeutel und Kluntje spendieren. In der heutigen Zeit zählt das mehr wie Ahnung und Engegement (oder wie das heißt, ich hab davon keine Ahnung ;) )

    Die Scheu vor der Verantwortung ist eine Krankheit unserer Zeit, denn Macht ohne Verantwortung ist wie ein Feuer außer Kontrolle.


    Einmal editiert, zuletzt von Randolf ()

  • Das ist, mit Verlaub, absurd.

    Das ist nicht absurd das ist ein Vorschlag um Gräben zu überwinden.

    Ich habe ja nicht geschrieben das Sie in die GW eintreten müssen, nur können.


    Sorry aber wenn ich so deine letzten Posting lese glaube ich fast das sich nicht nur dein Name (Winfried-Fried) hier im Forum geändert hat sondern auch die Person selbst.


    (Ich z.B. habe mir die Freiheit genommen, nach Jahrzehnten aufzutreten, weil meine Gewerkschaft nur Sch***** baut...)

    Da weis du scheinbar gar nicht wer denn Gewerkschaft ist die da Sch......... gebaut hat.

    Die Freiheit nutzt sich ab, wenn du sie nicht nutzt, sei wachsam

    Reinhard Mey

  • Wählen durften: 2345 Wahlberechtigte, 1319 für die Gewerkschaft, 184 für uns!

    bei dem Ergebnis ist sogar das Sitzverteilungsverfahren egal, da kommt immer 17:2 Sitze raus



    Torsten B.


    da würde ich bis Ostern mal das "erweiterte Rhetorik Verfahren" aus dem anderen Thread anwenden und danach 3 Tage auskurieren und dann bestmöglich auf die nächste Wahl hinarbeiten :evil:

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  • Sorry aber wenn ich so deine letzten Posting lese glaube ich fast das sich nicht nur dein Name (Winfried-Fried) hier im Forum geändert hat sondern auch die Person selbst.

    Hast Du ein Problem mit harter inhaltlicher Kritik? Ich finde diesen Vorschlag eben absurd, "können" oder "müssen" hin oder her, und ich hätte ihn auch vor 10 oder 20 Jahren absurd gefunden.


    Und ich habe hier immer schon teils hart formuliert.


    Deine auf die Person gerichteten Anmerkungen sind daneben.

    Da weis du scheinbar gar nicht wer denn Gewerkschaft ist die da Sch......... gebaut hat.

    Nach Jahrzehnten, die ich teils auch in Gremien dieser Gewerkschaft verbracht habe, mit vielen Überschneidungspunkten und Kontakten zu Ehren- und Hauptamtlichen meine ich sehr wohl, dass ich weiß, was ich an meiner Ex-Gewerkschaft habe.


    Auch das war eine Ad-Hominem-Bemerkung Deinerseits.


    Aber wenden wir uns wieder der Sache zu: Konstruktive Zusammenarbeit im Gremium darf m.E. nicht von Mitgliedschaften abhängen. Torsten B. kann sie nur anbieten bzw das seine dafür tun; die Gegenseite muss das aber auch annehmen, damit daraus etwas wird. Wenn Rechte als BRM beschnitten werden, muss man sich ggf aber auch den konfrontativen Weg überlegen, nämlich eine gerichtliche Klärung.

    "Wenn Arbeit etwas schönes und erfreuliches wäre, hätten die Reichen sie nicht den Armen überlassen." (Paul Lafargue)

  • Das einzige was ihr machen könnt, ist mit guter Arbeit und guten Argumenten zu überzeugen.

    Dem pflichte ich bei: angesichts der beschriebenen Situation dürfte das sowohl der einzige als auch der beste Weg sein. Mit vernünftigen und konstruktiven Vorschlägen und Beiträgen, ggf. ordentlich recherchiert und rechtlich sauber begründet, könnt ihr euch einen ordentlichen Ruf aufbauen, innerhalb des BR ebenso wie mittelfristig in Betriebsversammlungen in der Belegschaft. Auch Konfrontation, sofern nötig, immer in der Sache und fundiert.


    soweit ich das richtig verstanden habe, gilt hier für die Ausschüsse auch das Minderheitenverhältnis.

    Das finde ich spannend. Bei Listenwahl für den BR wäre also auch der BA anhand des Wahlergebnisses zu besetzen? Ich nahm bisher an, dass dies lediglich für die Bestimmung der Sitze und die Einladung zur konstituierenden Sitzung relevant wäre und selbstredend später auch fürs korrekte Nachladen bei Verhinderung oder Ausscheiden von BRM, sonst aber für die interne Organisation des BR außen vor sei.
    Wo kann ich dazu nachlesen, denn wir haben erstmals Listenwahl und das Thema BA in einem aus Listenwahl hervorgegangenen/zusammengesetzten Betriebsrat wird kommenden Monat auch bei uns anstehen.

    Vor vier Jahren haben wir (nach Personenwahl) im BR nach Interessenten/Kandidaten für den BA gefragt und dann gewählt. Das wäre dann jas wohl diesmal anders zu handhaben.

    Man wird alt wie ein Haus und lernt doch nie aus.

  • Das finde ich spannend. Bei Listenwahl für den BR wäre also auch der BA anhand des Wahlergebnisses zu besetzen?

    Nein, aber innerhalb des BR wird gewählt, und zwar nach § 27 I BetrVG immer in Verhältniswahl. Das bedeutet bei einer Sitzverteilung im BR von 17:2, wenn nach "Fraktionslinien" abgestimmt wird, dass die kleine Fraktion erst bei Ausschussgrößen von 9 oder mehr in die Ausschüsse kommt.

    "Wenn Arbeit etwas schönes und erfreuliches wäre, hätten die Reichen sie nicht den Armen überlassen." (Paul Lafargue)

  • Das finde ich spannend.

    ich auch.


    bei der Berechnung oben habe ich nicht das Wahlergebnis zugrunde gelegt sondern die Besetzung des BR.


    7 Sitze zu vergeben - 19 BRM-Stimmen - 2 Listen (Liste 1 -17 BRM und Liste 2 - 2 BRM),


    Wenn man jetzt nach d´Hondt die Ausschussitze berechnet, dann erhält man im Ausschuss adäquate Sitzverhältnis zum Ausschuss bzw zur Wahl.


    Der Wählerwille soll ja auch in den Ausschüssen gewahrt bleiben.


    natürlich können die Fraktionen auch auf Sitze verzichten und der anderen Fraktion zukommen lassen, aber wenn man darüber streitet, dann wird diese Berechnung angesetzt werden.

    Die Scheu vor der Verantwortung ist eine Krankheit unserer Zeit, denn Macht ohne Verantwortung ist wie ein Feuer außer Kontrolle.


    Einmal editiert, zuletzt von Randolf ()

  • Danke für Eure Antworten.


    Ich hatte gehofft, dass jemand ähnliche Probleme hat.


    Es ist aber immer erstaunlich, dass in vielen Betrieben eine Zusammenarbeit funktioniert. Hier bei uns ist das scheinbar nicht so leicht möglich. Es gab vor meiner Zeit viele, sehr viele Grabenkämpfe und hinterlassen wurde sehr viel verbrannte Erde. Auf Asche etwas neues zu pflanzen funktioniert nur nicht so leicht


    Ich habe mir durch Sachverstand einen guten Ruf erarbeitet, aber Wissen ist Macht und Macht sollen wir nicht bekommen. es ist leichter Ahnungslose zu kontrollieren, als sich einzugestehen zu müssen: Da kann und will einer etwas machen.


    Und Ja, hier wirden die Ausschüsse nach Mehrheit besetzt! Letzte Periode noch 9 Sitze, werden dieses Mal nur 5 oder 7 Sitze in den Ausschüssen benötigt!


    Ein Schelm wer Böses denkt oder Absicht vermutet!

  • Nein, aber innerhalb des BR wird gewählt, und zwar nach § 27 I BetrVG immer in Verhältniswahl. Das bedeutet bei einer Sitzverteilung im BR von 17:2, wenn nach "Fraktionslinien" abgestimmt wird, dass die kleine Fraktion erst bei Ausschussgrößen von 9 oder mehr in die Ausschüsse kommt.

    Ausser jemand stimmt bei einer geheimen Wahl nicht mit der Fraktionslinie. Wahrscheinlich selten aber so was kann ja mal vorkommen. :)
    Wenn beide Fraktionen nur ihre eigenen Mitglieder auf Linie halten können dann ist das leider so.

    Bevor wir einfache oder komplizierte Gesetzen/Verordnungen erlassen sollten wir es vielleicht mit etwas einfachen wie Hochdeutsch versuchen :)

  • Auf Asche etwas neues zu pflanzen funktioniert nur nicht so leicht

    Nicht?

    Was den mit den ganzen Vulkaninseln die da so grün im Qzean rumstehen?

    Die sind auch auf Asche entstanden und hat gar nicht solange gedauert

    Die Scheu vor der Verantwortung ist eine Krankheit unserer Zeit, denn Macht ohne Verantwortung ist wie ein Feuer außer Kontrolle.


  • Mangels Mehrheiten habt ihr nur wenige rechtliche Möglichkeiten. Auch Konfrontation geht nur, wenn die andere Gruppe (versucht, sie nicht als Gegenseite zu betrachten) Fehler macht und gegen geltendes Recht verstößt.

    Aber ihr habt das Recht, zu kommunizieren. Versucht, Mitarbeitende von eurer Ansicht zu überzeugen, ihnen eure Lösungsvorschläge schmackhaft zu machen. Macht Werbung für euch und eure Position. Aber:


    Das einzige was ihr machen könnt, ist mit guter Arbeit und guten Argumenten zu überzeugen. Und bitte weg von der Ansicht, dass die anderen schlechte Arbeit machen. 90% der Wähler wollten diese Liste.

    Beschränkt euch auf eure Vorteile und lasst die andere Gruppe in Ruhe. Die lassen euch am langen Arm verhungern, je mehr ihr auf Krawall aus seid.