Guten Abend,
ich hab' nun wieder einen ziemlich strangen Fall in der Beratung und bitte euch um eure Einschätzung.
Bei unserem Arbeitgeber wurde gegen Covid19 geimpft.
Und zwar durch das örtliche Impfzentrum.
Der Arbeitgeber stellte Räume und Organisation bereit.
Einige wenige der Mitarbeiter haben kein Impfangebot erhalten.
Der Mitarbeiter, den ich berate, ist (schwerbehindert, GdB 80) nur durch Zufall auf das Impfangebot gestoßen.
Er arbeitet dauerhaft zuhause (Tätigkeit am PC).
Dieser Mitarbeiter ist vorerkrankt und daher priorisiert impfberechtigt.
Er hatte bereits ein Einladungsschreiben, noch keinen Termin (fehlender Impfstoff).
Als der Mitarbeiter von der Impfaktion erfuhr, wandte er sich direkt an den Vorgesetzten, um auch geimpft zu werden.
Das wurde ihm verweigert. Begründung soll sein, dass er zuhause arbeitet, nicht im Betrieb (allerdings arbeiten zur Zeit viele bei uns immer noch im HomeOffice).
Der Mitarbeiter hielt dann direkt Rücksprache mit dem Impfzentrum. Die waren gerne bereit ihn mitzuimpfen.
Der Vorgesetzte weigerte sich dennoch. Danach müssen Vorgesetzter und Impfzentrum telefoniert haben.
Es kam dann nur eine Einigung zustande, dass der Mitarbeiter nachrücken dürfte, wenn jemand absagt.
Das war zum Glück der Fall.
Nun möchte offenbar aber der Vorgesetzte den Mitarbeiter irgendwie sanktionieren, weil der sich (wie ich finde völlig zurecht) an das Impfzentrum wandte und dort um Hilfe bat. Es ist ein Gespräch angesetzt, welches man wohl als Personalgespräch werten muss.
Der Mitarbeiter hat eine lange Krankheitsgeschichte (Leidensgeschichte), war 2019/2020 bereits gute 60 Wochen in AU mit KG-Bezug.
Seine Impfbereitschaft vor diesem Hintergrund ist sehr nachvollziehbar.
Die nächste Auszeit kündigt sich gerade an, weil infolge der zugrunde liegenden Erkrankung nun eine Operation ansteht.
Mehr kann ich öffentlich nicht schreiben. Ggf. aber PN.
Vorwurf an den Betroffenen ist: Kontakt bzw. Kontaktaufnahme zum örtlichen Zentrum.
Jemand aus dem BR /vermutlich ich werde den Betreffenden zum Termin begleiten.
Wie kann man argumentieren, dass der Betroffene sich ganz rechtmäßig an das Zentrum wandte, nachdem er bei seinem Vorgesetzten nicht durchdrang?
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